Als Jesus zu mir sprach, fuhr ich gerade auf meinem Fahrrad von der Arbeit nach Hause. Ich habe im Sommer eine neue Arbeitsstelle angetreten – eine tolle Stelle, die mich jedoch sehr herausforderte. Ich hatte zuvor noch nie so einen Job gemacht und brachte weder Erfahrung in diesem speziellen Bereich noch die entsprechende Ausbildung mit mir.
Nun hatte ich mir in meiner Jugend einen Schutzmechanismus angeeignet, immer nur Aufgaben und Bereiche auszuwählen, die ich sicher bewältigen konnte. Aufgaben, von denen ich im Voraus wusste, dass ich das nötige Know-how mitbringe. Dieser Job war ganz anders- er war eine Einladung von Gott, mich auf etwas einzulassen, dass ich ohne ihn nicht bewältigen könnte. Eine Einladung, mich auf unsicheres, neues Gebiet zu wagen.
Als ich an diesem Tag nach Hause fuhr, fühlte ich mich einmal mehr überfordert und unzureichend. Ich kämpfte in den letzten Tagen und Wochen immer wieder mit dem Gefühl, nicht zu genügen. «Und was, wenn sie plötzlich merken, dass ich diese Aufgabe nicht bewältigen kann? Was wenn sie lieber jemanden anders an meiner Stelle gewählt hätten?» Ich zweifelte an mir und an meinen Fähigkeiten, diesen Platz einzunehmen. Andere könnten das sicher besser als ich.
Da spricht der Heilige Geist zu mir:
Nicht du hast mich erwählt, sondern ich habe dich erwählt. (nach Joh. 15,16)
Sofort musste ich an eine Szene aus einer TV-Serie (The Chosen) denken. Dies ist eine Serie, welche Bibelgeschichten von Jesus auf eine wunderbare Weise wiedergibt. Dort werden die Charaktere seiner Jünger herausgearbeitet, so dass man ihren Alltag und ihre Persönlichkeit erkennen kann. Die Szene, die mir in den Sinn kam, zeigt die ersten paar Jünger, wie sie zusammen an einem Tisch sitzen. Sie sind das erste Mal mit Jesus unterwegs und kennen sich noch nicht gut. Als sie sich einander vorstellen, merken sie, dass sie alle nichts Besonderes sind. Alle sind sie einfache Leute, die ein anderer Rabbi wohl kaum ausgewählt hätte. Sie fragen sich, warum Jesus gerade sie ausgewählt hat.
Genauso fühlte ich mich in dem Moment auf dem Fahrrad. Ich bin nichts Besonderes. Es gäbe wirklich besser geeignete Leute für diesen Job – solche mit mehr Erfahrung und mehr Know-how. Ich konnte den Jüngern sehr gut nachempfinden. «Warum soll gerade ich diesen Job machen können?» Mitten in diesen Zweifel sagte Jesus:
«Du hast nicht gewählt. Es geht nicht darum, ob du dich für qualifiziert hältst. Es geht nur darum, dass ich dich erwählt habe. Ich habe dich gewählt! Ich habe dich gewählt für diesen Job!»
Ich merke: Was zählt ist nicht, was die anderen oder ich darüber denke, wie geeignet ich für diesen Job bin. Was zählt, ist dass Jesus mich dafür ausgewählt hat.
Und dieses ausgewählt sein, bezieht sich längst nicht nur auf einen Job oder eine Aufgabe. Es bezieht sich auf unser ganzes Leben und unsere ganze Person. In Epheser 1,4 steht:
Denn in ihm [Jesus] hat er uns schon vor der Erschaffung der Welt erwählt, einmal heilig und tadellos vor ihm zu stehen.
Jesus hat mich erwählt, genug zu sein. Und dies nicht, wegen meiner Anstrengungen und Persönlichkeit, sondern weil er mich befähigt, heiligt oder anders gesagt: Weil ich durch ihn genug bin – unabhängig von dem, was ich tue oder bin.
Reinhard Bonnke (ein bekannter Evangelist, der einen Dienst in Afrika hatte) beschreibt in seiner Autobiografie, dass er sich als Junge als eine Null sah. Doch dann erlebte er, wie Gott ihn, diese Null, liebt, ernst nimmt und durch ihn wirkt. Einmal mehr: Nicht wir haben ihn erwählt, er hat uns erwählt.
Einen Tag zuvor erzählte ich meiner Freundin, was mich an dieser Aussage von Bonnke faszinierte. Die Tatsache, dass wir uns im Vergleich zu anderen Menschen manchmal als eine Null sehen und wir dann erleben dürfen, dass Gott gerade uns auswählt (denn für Gott sind wir keine Null, sondern seine wunderbar geschaffenen Meisterwerke).
Da machte sie eine unglaubliche Aussage:
Wenn du eine 0 bist, ist das wertlos. Es ist nichts. Doch wenn du etwas vorne dran stellst, dann macht das den Wert aus – die Null kann einfach verstärken, was vorne dran ist. Ich kann mich immer wieder mal als Null sehen. Doch dann stellst du Jesus vorne dran und folgendes passiert:
Ohne Jesus sehe ich mich vielleicht immer wieder mal als eine Null:
0 0 0 0 0 0 0 0 0 = da ist kein Wert vorhanden
Doch mit Jesus vorne dran
1’000’000’000 = was für ein Wert, was für ein Potential!
Egal wie oft du dich als unzulänglich und ungenügend empfindest. Du kannst wissen, dass Jesus dich ausgewählt hat. Mit ihm an deiner Spitze, wird alle Unzulänglichkeit verwandelt! Und egal, wo du bist und was du tust, bist du wertvoll und geliebt, bringst du ein riesen Potential mit dir, weil Jesus mit dir ist.
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich euch. Ich habe euch dazu bestimmt, dass ihr losgeht und Frucht bringt – Frucht, die Bestand hat. Wenn ihr dann den Vater in meinem Namen um irgendetwas bittet, wird er es euch geben. Joh. 15, 16